Funktionsbeschreibung

Dieses Thema enthält folgende Informationen:

Interaktion der beteiligten Komponenten

Antriebsmodule von Schneider Electric, wie z.B. LXM62 oder ILM62, sind Standard-Module, die von der nicht-sicherheitsbezogenen Stan­dard-Steuerung gesteuert werden (LMC x00C oder LMCx01C). Die sich­erheitsbezogene Funktionalität des Antriebsmoduls wird durch ein optionales Safety-Modul als Erweiterungsmodul des Antriebs implemen­tiert. (Beim Antrieb LXM62 ist das Safety-Modul standardmäßig integ­riert, wobei für den Antrieb ILM62 ein Plug-in-Erweiterungsmodul verfügbar ist.)

Die Motion Control-Anwendung muss in der Standard-Entwicklung­sumgebung EcoStruxure Machine Expert programmiert und parame­triert werden und wird durch die Standard-Steuerung gesteuert. Das beinhaltet auch Bewegungen, die aus den hier beschriebenen Sicherhe­itsfunktionen resultieren, wie z.B. eine Abbremsung aufgrund einer SS1-Funktion (Sicherer Stopp 1 mit drehmomentfreier Achse).

Dazu liest die nicht-sicherheitsbezogene Standard-Steuerung auch die Signale aus den sicherheitsbezogenen Geräten/Sensoren (Anforderung der Sicherheitsfunktion) über den SERCOS-Bus und wertet sie mit Hilfe der Standard-Motion Control-FBs aus, die im Anwendungsprogramm der Standard-Steuerung verwendet werden. Sie steuert dann das Stan­dard-Antriebsmodul entsprechend, z.B. durch den Befehl zum Beschleunigen oder Abbremsen der Achse.

Für die Überwachung der vom angeschlossenen Prozess ange­forderten sicherheitsbezogenen Motion-Funktionen ist jedoch die Sich­erheitsanwendung im SLC zuständig, die mit Hilfe des Funktionsbausteins SF_SafeMotionControl in EcoStruxure Machine Expert - Safety programmiert wird:

Wenn der Funktionsbaustein aktiviert ist (Activate = TRUE) und an Eingang S_AxisIN ein gültiges Datenelement SafeAxisIn und an Ausgang S_AxisOUT ein gültiges Datenelement SafeAxisOut anges­chlossen ist, werden dazu die Eingangssignale S_*_Request ausgew­ertet. (* steht für die jeweilige Sicherheitsfunktion, z.B. STO). Wird vom angeschlossenen Prozess eine Sicherheitsfunktion angefordert, fordert der sicherheitsbezogene Funktionsbaustein die Überwachung dieser Sicherheitsfunktion im Safety-Modul an.

Falls eine Sicherheitsfunktion nicht korrekt und wie angefordert aktiviert wird (aufgrund einer defekten Hardware oder falscher Parametrierung), startet das Safety-Modul die Fallback-Funktion, die für die fehlgeschla­gene Sicherheitsfunktion definiert ist. Dies kann die Sicherheitsfunktion STO sein (und damit Stopp-Kategorie 0 im angeschlossenen sicherhe­itsbezogenen Modul) oder die SS1-Funktion (Stopp-Kategorie 1). Weitere Informationen erhalten Sie durch die detaillierten Beschrei­bungen der Sicherheitsfunktionen.

Basierend auf den Statusinformationen, die er vom Safety-Modul erhält, steuert der sicherheitsbezogene Funktionsbaustein seine Ausgänge entsprechend und visualisiert auf diese Weise die Zustände der Sich­erheitsfunktion. Zusätzlich gibt der Funktionsbaustein an seinem Formalparameter AxisStatus ein Statuswort aus, welches in der Sicher­heitsanwendung weiter ausgewertet werden kann.

Dadurch dient der Funktionsbaustein SF_SafeMotionControl als Proz­essdaten-Transportmechanismus, der eine eindeutige Verbindung zwischen den implementierten Sicherheitsfunktionen und dem Safety-Modul/Antrieb herstellt.

HINWEIS:

Die in EcoStruxure Machine Expert - Safety eingegebenen Parameter sind hauptsächlich Überwachungsparameter. Sie definieren das Über­wachungsverhalten und bestimmen damit, ob eine Sicherheitsfunktion wie definiert ausgeführt wird oder ob aufgrund eines erkannten Fehlers eine Fallback-Funktion ausgeführt werden muss. Die eigentliche Antriebsparametrierung (z.B. Abbremsparameter, etc.) müssen Sie in EcoStruxure Machine Expert definieren und die Motion-Steuerung wird von der nicht-sicherheitsbezogenen Standard-Steuerung ausgeführt.

Das bedeutet, dass jede zu realisierende Sicherheitsfunktion auch in EcoStruxure Machine Expert betrachtet und behandelt werden muss, d.h. im Anwendungsprogramm der Standard-Steuerung. Hier sind geeignete Standard-Motion-Funktionsbausteine verfügbar und es lassen sich Parameter des Standard-Antriebsmoduls einstellen.

Weitere Informationen hierzu finden Sie in der EcoStruxure Machine Expert-Dokumentation.

Grafische Darstellung: Systemübersicht und Kommunikation der Komponenten

Die folgende Abbildung zeigt das Zusammenwirken der beteiligten Komponenten. Anstelle des unten gezeigten Moduls ILM62 kann ein Antriebsmodul LXM62 verwendet werden.

ILM62_Sicherheitsfunktion-SLS_Use-Case.png

Hardwaremodule: Einfügen in den Gerätebaum

Bevor Sie den Funktionsbaustein SF_SafeMotionControl verwenden können, müssen die erforderlichen Geräte mit Hilfe des Befehls 'Gerät hinzufügen...' (im Kontextmenü des Baumknotens) in den 'Geräte'-Baum von EcoStruxure Machine Expert eingefügt werden. Für dieses Beispiel sind die folgenden Geräte erforderlich:

Klicken Sie hier, um eine mögliche Busstruktur zu erhalten, wie sie in EcoStruxure Machine Expert aussehen kann...SoMM_DevTree_WithDrive.png 

Anlauf-/Wiederanlaufsperre

Gemäß der Norm IEC 60204-1 implementiert das Safety-Modul sowohl eine interne Anlaufsperre, als auch eine Wiederanlaufsperre (nur für STO und SS1). Beide Sperren sind obligatorisch, d.h. sie können nicht deaktiviert werden.

Der Funktionsbaustein bildet diese internen Anlaufsperren in der sicher­heitsbezogenen Anwendungsprogrammierung ab und ermöglicht deren Aufhebung über den Eingang Reset.

Das Aufheben der Anlauf-/Wiederanlaufsperre durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset des Funktionsbausteins kann zum sofor­tigen Schalten der Ausgänge führen (je nach Zustand an den übrigen Eingängen) und die Drehzahl/Geschwindigkeit und das Verhalten der zu steuernden Achse beeinflussen.

WARNUNG

UNBEABSICHTIGTER BETRIEBSSTART

  • Berücksichtigen Sie in Ihrer Risikoanalyse die Auswirkungen der Aufhebung einer aktiven Anlauf-/Wiederanlaufsperre durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset.

  • Stellen Sie sicher, dass geeignete Maßnahmen (gemäß zutref­fender Sektornormen) getroffen wurden, um Gefährdungen durch das Rücksetzen des Funktionsbausteins zu verhindern.

  • Betreten Sie den Betriebsbereich nicht, wenn das Rücksetzen des Funktionsbausteins durchgeführt wird.

  • Stellen Sie sicher, dass keine anderen Personen den Betriebsbereich betreten können, wenn das Rücksetzen des Funk­tionsbausteins durchgeführt wird.

  • Verwenden Sie geeignete Sicherheitsverriegelungen, wenn eine Gefahr für Personen und/oder Ausrüstung besteht.

Die Nichtbeachtung dieser Anweisungen kann Tod, schwere Körperverletzungen oder Sachschäden zur Folge haben.

Priorität der Sicherheitsfunktionen

Falls mehrere Sicherheitsfunktionen gleichzeitig angefordert werden, gilt folgende feste Priorität:

  1. STO , SMS (kontinuierliche Geschwindigkeitsüberwachung)

  2. SS1

  3. SOS

  4. SS2

  5. SLS1 bis SLS4 , SDIneg/SDIpos

Falls mehrere Funktionen desselben Typs gleichzeitig angefordert werden, hat die niedrigste Nummer die höchste Priorität. Beispiele: SLS1 ist höher Priorität als SLS4.

HINWEIS:

Falls SDIpos und SDIneg gleichzeitig angefordert werden, wird automatisch die SS1-Funktion als die definierte Fall­back-Funktion ausgeführt.

STO, fest verdrahtet

Je nach Parametrierung des Safety-Moduls, kann die Sicherheitsfunk­tion STO wie folgt angefordert werden:

Ob die STO-Funktion nur über die Software oder zusätzlich über die festverdrahtete Signalverbindung angefordert werden kann, hängt vom sicherheitsbezogenen Parameter HW_STO ab.

Auf diese Weise ist es z.B. möglich, vorhandene konventionelle sicher­heitsbezogene Implementierungen in bereits existierenden Maschinen/Anlagen weiter zu verwenden, während eines sukzessiven Umstiegs auf die Software-Sicherheitslösung mit STO-Anforderung über den SERCOS-Feldbus.

So bearbeiten Sie die relevanten sicherheitsbezogenen Geräteparam­eter: Im EcoStruxure Machine Expert - Safety-'Geräte'-Fenster, ...

  1. Klicken Sie mit der linken Maustaste auf das Safety-Modul im Gerätebaum.

  2. Spezifizieren Sie im Geräteparametrierungseditor auf der rechten Seite den Parameter HW_STO im Parameterbereich Allgemein (siehe Beschreibung in der unteren Tabelle).

Die möglichen Einstellungen des Parameters HW_STO haben folgende Bedeutung:

In den oberen Tabellen bedeuten SW = "Software STO-Anforderung über Eingang S_STO_Request des Funktionsbausteins" und HW = "festverdrahtete STO-Anforderung".

Ruhestromprinzip

Die Anforderung der Sicherheitsfunktionen an den Eingängen des Funk­tionsbausteins funktioniert gemäß dem Ruhestromprinzip:

Ein SAFEFALSE-Wert an einem Bausteineingang S_*_Request fordert die jeweilige Sicherheitsfunktion an. Deshalb müssen an diese Eingänge sicherheitsbezogene Geräte mit Öffnerkontakten anges­chlossen werden.