Der sicherheitsbezogene Funktionsbaustein SF_MutingPar realisiert in einer Anwendung die Funktion "paralleles Muting mit vier Sensoren".
Er wertet dazu folgende Signale aus:
Die Signale von vier Muting-Sensoren,
das Statussignal der Schutzeinrichtung (Lichtgitter),
das Rückmeldesignal der Muting-Lampe,
ein Freigabesignal für den Muting-Vorgang.
Über S_StartReset kann eine Anlaufsperre vorgegeben werden.
Entsprechend den anliegenden Eingangssignalen steuert der Funktionsbaustein das Freigabesignal an Ausgang S_AOPD_Out. Er führt an diesem Ausgang Stopp-Kategorie 0 aus.
HINWEIS:
Das Signal an Ausgang S_AOPD_Out ist das Freigabesignal für den gesamten Prozess. Um die Freigabe oder entsprechend die Anforderung des definierten sicheren Zustandes im funktionalen Sicherheitssystem zu verarbeiten, muss das Signal in der Sicherheitslogik entsprechend verknüpft werden, so dass ein SAFEFALSE-Signal an Ausgang S_AOPD_Out zur Abschaltung der Anwendung des Betriebsbereiches führt.
HINWEIS:
Abhängig vom Ergebnis der Risikoanalyse können als Muting-Sensoren optische, mechanische oder induktive Sensoren wie zum Beispiel Reflexionslichttaster, mechanische oder induktive Schalter eingesetzt werden. In der vorliegenden Hilfe wird exemplarisch von optischen Sensoren ausgegangen.
Der gesamte Muting-Vorgang teilt sich in verschiedene Muting-Sequenzen.
HINWEIS:
Beachten Sie, dass im Folgenden nur die Materialflussrichtung von den Muting-Sensoren MutingSwitch11/MutingSwitch12 zu den Muting-Sensoren MutingSwitch21/MutingSwitch22 beschrieben ist. Der Funktionsbaustein unterstützt auch die entgegengesetzte Materialflussrichtung von den Muting-Sensoren MutingSwitch21/MutingSwitch22 zu den Muting-Sensoren MutingSwitch11/MutingSwitch12. Der funktionelle Ablauf ist identisch.
Dies ist in der Grafik in der Bausteinübersicht illustriert.
Absicherung des Betriebsbereiches.
Die Schutzeinrichtung ist aktiv, wenn Muting nicht aktiv ist: Erkennt der Funktionsbaustein an den Muting-Eingängen keinen aktiven Muting-Vorgang, führt ein SAFEFALSE-Signal vom Lichtgitter ("Gegenstand erkannt") zum definierten sicheren Zustand SAFEFALSE an Ausgang S_AOPD_Out (z.B. "Maschine stoppen").
Aktivierung des Muting-Vorgangs.
Die Schutzeinrichtung wird deaktiviert: Wenn innerhalb der Diskrepanzzeit DiscTime11_12 ein Zustandswechsel der Muting-Sensoren vor der Schutzeinrichtung (Eingänge MutingSwitch11 und MutingSwitch12) von FALSE auf TRUE erfolgt (weil beide Sensoren einen für den Muting-Vorgang zulässigen Gegenstand erkennen), wird der Muting-Vorgang aktiviert und die Schutzeinrichtung deaktiviert.
Muting-Vorgang ist aktiv.
Die Schutzeinrichtung ist deaktiviert solange der Muting-Vorgang aktiv ist und die Sensoren einen für den Muting-Vorgang zulässigen Gegenstand erkennen.
Ein SAFEFALSE-Signal vom Lichtgitter ("Gegenstand erkannt") führt dann nicht zu einem Wechsel in den definierten sicheren Zustand SAFEFALSE an Ausgang S_AOPD_Out (z.B. "Maschine stoppen"). Der Muting-Vorgang muss innerhalb der maximalen Muting-Zeit MaxMutingTime beendet sein. Andernfalls wechselt Ausgang S_AOPD_Out in den definierten sicheren Zustand SAFEFALSE (z.B. "Maschine stoppen").
Abschluss des Muting-Vorgangs.
Die Schutzeinrichtung wird wieder aktiviert: Der Muting-Vorgang ist abgeschlossen, sobald einer der Muting-Sensoren hinter der Schutzeinrichtung (Eingänge MutingSwitch21 und MutingSwitch22) von TRUE zurück auf FALSE wechselt, d.h. keinen Gegenstand mehr im Erfassungsbereich erkennt. Gleichzeitig wird die Schutzeinrichtung mit Ausgang S_MutingActive = SAFEFALSE wieder aktiv.
Weitere Informationen
Beachten Sie in diesem Zusammenhang den Abschnitt "Ungültige Muting-Sequenzen".
Beispiel für einen Muting-Vorgang
Die folgende Abbildung zeigt einen exemplarischen Muting-Vorgang.
HINWEIS:
Die Sensorstrahlunterbrechung kann auch in anderer Reihenfolge stattfinden.
Es bedeuten:
MS_11: Muting-Sensor 1 (oben), angeschlossen an Bausteineingang MutingSwitch11 und
MS_12: Muting-Sensor 2 (unten), angeschlossen an Bausteineingang MutingSwitch12.
Diese beiden Sensoren befinden sich in Materialflussrichtung des Montagebandes (von links nach rechts) vor der Schutzeinrichtung.
Die Erfassungsbereiche der Muting-Sensoren sind als "gelbe Kegel" dargestellt.
MS_21: Muting-Sensor 3 (oben), angeschlossen an Bausteineingang MutingSwitch21 und
MS_22: Muting-Sensor 4 (unten), angeschlossen an Bausteineingang MutingSwitch22.
Diese beiden Sensoren befinden sich in Materialflussrichtung des Montagebandes (von links nach rechts) hinter der Schutzeinrichtung.
Signaleinheit (z.B. Lampe) "Muting aktiv", gesteuert durch Bausteinausgang S_MutingActive.
S/R: Schutzeinrichtung (z.B. Lichtgitter), bestehend aus Sender (S) und Empfänger (R), angeschlossen an Bausteineingang S_AOPD_In. Die Funktion dieser Schutzeinrichtung wird durch den Muting-Prozess deaktiviert/aktiviert.
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Die Lichtstrahlen aller Muting-Sensoren sind nicht unterbrochen. Muting-Vorgang (noch) nicht aktiv. |
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HINWEIS: Die Muting-Sensoren 1 und 2 dürfen nicht FALSE melden, bevor die beiden Sensoren 3 und 4 TRUE gemeldet haben. Anderenfalls meldet der Funktionsbaustein einen Fehler.
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Ungültige Zustände an den Muting-Sensoren werden als Fehler erkannt (Error = TRUE). Bei einem Fehler wechselt der Ausgang S_AOPD_Out immer in den definierten sicheren Zustand (S_AOPD_Out = SAFEFALSE).
Ungültige Zustände treten auf, wenn die Muting-Sensoren, die das Muting aktiviert haben (d.h. das Sensorenpaar vor der Schutzeinrichtung) von TRUE zurück auf FALSE wechseln, bevor die beiden Sensoren hinter der Schutzeinrichtung TRUE gemeldet haben.
Das bedeutet, für eine gültige Muting-Sequenz in Materialflussrichtung...
von links nach rechts, müssen MutingSwitch11 und MutingSwitch12 TRUE bleiben, bis an MutingSwitch21 und MutingSwitch22 ebenfalls TRUE anliegt.
von rechts nach links, müssen MutingSwitch21 und MutingSwitch22 TRUE bleiben, bis an MutingSwitch11 und MutingSwitch12 ebenfalls TRUE anliegt.
Anlaufsperre (S_StartReset)
Über S_StartReset wird die Anlaufsperre bei Bausteinaktivierung und/oder dem Start der Sicherheitssteuerung vorgegeben.
S_StartReset = SAFEFALSE |
Nach dem Start der Sicherheitssteuerung und/oder nach Bausteinaktivierung an Eingang Activate ist die Anlaufsperre aktiv. Die Anlaufsperre wird erst durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset aufgehoben. Beachten Sie den ersten Gefahrenhinweis unter dieser Tabelle. |
S_StartReset = SAFETRUE |
Nach dem Start der Sicherheitssteuerung und/oder nach Bausteinaktivierung an Eingang Activate ist keine Anlaufsperre aktiv. Beachten Sie den zweiten Gefahrenhinweis unter dieser Tabelle. |
Das Aufheben der Anlaufsperre durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset kann dazu führen, dass Ausgang S_AOPD_Out sofort auf SAFETRUE steuert (in Abhängigkeit der Zustände an den übrigen Eingängen).
WARNUNG
UNBEABSICHTIGTER BETRIEBSSTART
Prüfen Sie, welche Auswirkungen die Aufhebung der Anlaufsperre durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset hat.
Stellen Sie sicher, dass geeignete Maßnahmen (gemäß zutreffender Sektornormen) getroffen wurden, um Gefährdungen bei der Aufhebung der Anlaufsperre zu verhindern.
Betreten Sie den Betriebsbereich nicht, wenn Sie die Anlaufsperre aufheben.
Stellen Sie sicher, dass keine anderen Personen den Betriebsbereich betreten können, wenn die Anlaufsperre aufgehoben wird.
Verwenden Sie geeignete Sicherheitsverriegelungen, wenn eine Gefahr für Personen und/oder Ausrüstung besteht.
Die Nichtbeachtung dieser Anweisungen kann Tod, schwere Körperverletzungen oder Sachschäden zur Folge haben.
WARNUNG
NICHTERFÜLLEN DER SICHERHEITSANFORDERUNGEN
Prüfen Sie vor der Inbetriebnahme die Auswirkungen einer deaktivierten Anlaufsperre (S_StartReset = SAFETRUE) auf Ihre Maschine bzw. Ihren Prozess.
Beachten Sie die vorgegebenen Richtlinien in relevanten Sektornormen bezüglich der Anlaufsperre.
Stellen Sie sicher, dass an anderer Stelle oder mit anderen Mitteln eine geeignete Anlaufsperre realisiert ist, wenn die Anlaufsperre durch die Einstellung S_StartReset = SAFETRUE deaktiviert ist.
Die Nichtbeachtung dieser Anweisungen kann Tod, schwere Körperverletzungen oder Sachschäden zur Folge haben.