Funktionsbeschreibung

Der sicherheitsbezogene Funktionsbaustein SF_MutingPar_2Sensor realisiert in einer Anwendung die Sicherheitsfunktion "paralleles Muting mit zwei Sensoren".

Er wertet dazu folgende Signale aus:

Über S_StartReset kann eine Anlaufsperre vorgegeben werden.

Entsprechend den anliegenden Eingangssignalen steuert der Funk­tionsbaustein das Freigabesignal an Ausgang S_AOPD_Out. Er führt an diesem Ausgang Stopp-Kategorie 0 aus.

HINWEIS:

Das Signal an Ausgang S_AOPD_Out ist das Freigabesignal für den gesamten Prozess. Um die Freigabe oder entspre­chend die Anforderung des definierten sicheren Zustandes im funktionalen Sicherheitssystem zu verarbe­iten, muss das Signal in der Sicherheitslogik entsprechend verknüpft werden, so dass ein SAFEFALSE-Signal an Ausgang S_AOPD_Out zur Abschaltung der Anwendung des Betriebsbereiches führt.

Muting-Vorgang

Der gesamte Muting-Vorgang teilt sich in verschiedene Muting-Sequenzen.

  1. Absicherung des Betriebsbereiches.

    Die Schutzeinrichtung ist aktiv, wenn Muting nicht aktiv ist: Erkennt der Funktionsbaustein an den Muting-Eingängen keinen aktiven Muting-Vorgang, führt ein SAFEFALSE-Signal vom Lichtgitter ("Gegen­stand erkannt") zum definierten sicheren Zustand SAFEFALSE an Ausgang S_AOPD_Out (z.B. "Maschine stoppen").

  2. Aktivierung des Muting-Vorgangs.

    Die Schutzeinrichtung wird deaktiviert: Wenn innerhalb der an DiscTi­meEntry eingestellten Diskrepanzzeit ein Zustandswechsel der Muting-Sensoren von SAFEFALSE auf SAFETRUE erfolgt (z.B. weil beide Sensoren einen für den Muting-Vorgang zulässigen Gegenstand erkennen), wird der Muting-Vorgang aktiviert und die Schutzeinrichtung deaktiviert.

  3. Muting-Vorgang ist aktiv.

    Solange der Muting-Vorgang aktiv ist (z.B. weil beide Sensoren einen für den Muting-Vorgang zulässigen Gegenstand erkennen), ist die Schutze­inrichtung deaktiviert: Ein SAFEFALSE-Signal vom Lichtgitter ("Gegen­stand erkannt") führt dann nicht zu einem Wechsel in den definierten sicheren Zustand SAFEFALSE an Ausgang S_AOPD_Out (z.B. "Maschine stoppen"). Der Muting-Vorgang muss innerhalb der maxi­malen Muting-Zeit MaxMutingTime beendet sein. Andernfalls wechselt Ausgang S_AOPD_Out in den definierten sicheren Zustand SAFE­FALSE (z.B. "Maschine stoppen").

  4. Abschluss des Muting-Vorgangs.

    Die Schutzeinrichtung wird wieder aktiviert: Der Muting-Vorgang ist abgeschlossen, sobald ein Muting-Sensor von SAFETRUE auf SAFE­FALSE wechselt (d.h. keinen Gegenstand mehr im Erfassungsbereich erkennt). Gleichzeitig wird die Schutzeinrichtung mit Ausgang S_Mutin­gActive = SAFEFALSE wieder aktiv.

Beispiel für einen Muting-Vorgang

Die folgende Abbildung zeigt einen exemplarischen Muting-Vorgang.

HINWEIS:

Die Sensorstrahlunterbrechung kann auch in anderer Reihen­folge stattfinden.

HINWEIS:

In der Abbildung werden nur die Werte der für die Darstellung relevanten Eingänge und Ausgänge genannt.

Es bedeuten:

PROG_MutingPar_2Sensor_MutingProcess1.png 

Die Lichtstrahlen beider Muting-Sensoren sind nicht unterbrochen. Muting-Vorgang (noch) nicht aktiv.

 PROG_MutingPar_2Sensor_MutingProcess2.png 

  • Der Lichtstrahl des oberen Muting-Sensors wird durch einen Gegenstand unterbro­chen. Der Muting-Vorgang wird dadurch gestartet.

  • Timer DiscTimeEntry startet (Messung der Diskrepanz­zeit).

  • Timer MaxMutingTime startet (Messung der Dauer des Muting-Vorgangs).

 PROG_MutingPar_2Sensor_MutingProcess3.png 

  • Lichtstrahl des ersten Muting-Sensors bleibt unter­brochen.

  • Lichtstrahl des zweiten Muting-Sensors wird eben­falls unterbrochen. Dies geschieht innerhalb der an DiscTimeEntry vorgege­benen Zeitspanne (Timer DiscTimeEntry stoppt).

  • Muting ist aktiviert (S_Mutin­gActive steuert auf SAFETRUE).

  • Timer MaxMutingTime läuft weiter.

  • In diesem Zustand ist die Schutzeinrichtung nicht aktiv, d.h. ein SAFEFALSE an S_AOPD_In führt nicht zu SAFEFALSE an S_AOP­D_Out.

 PROG_MutingPar_2Sensor_MutingProcess4.png 

  • Der Gegenstand befindet sich bereits hinter der Schut­zeinrichtung (z.B. Licht­gitter). Der Lichtstrahl eines Muting-Sensors ist bereits nicht mehr unterbrochen (S_MutingSwitch12 ist wieder SAFEFALSE), dadurch steuert S_Mutin­gActive wieder auf SAFE­FALSE: Muting wieder inaktiv.

  • Der Wechsel von SAFETRUE auf SAFE­FALSE an Eingang S_Mut­ingSwitch12 stoppt die Zeitmessung MaxMuting­Time. Da der Muting-Vorgang innerhalb der an MaxMutingTime vorgegebenen Zeitspanne abgeschlossen wurde, bleibt Ausgang S_AOPD_Out auf SAFETRUE und es wird kein Fehler erkannt (Error bleibt FALSE).

  • In diesem Zustand ist die Schutzeinrichtung wieder aktiv, d.h. ein SAFEFALSE an S_AOPD_In führt zu SAFEFALSE an S_AOP­D_Out.

Ungültige Muting-Sequenzen

Ungültige Zustände an den Muting-Sensoren werden als Fehler erkannt (Error = TRUE). Bei einem Fehler wechselt der Ausgang S_AOPD_Out immer in den definierten sicheren Zustand (S_AOPD_Out = SAFE­FALSE).

Anlaufsperre (S_StartReset)

Über S_StartReset wird die Anlaufsperre bei Bausteinaktivierung und/oder dem Start der Sicherheitssteuerung vorgegeben.

S_StartReset = SAFEFALSE

Nach dem Start der Sicherheitssteuerung und/oder nach Bausteinaktivierung an Eingang Activate ist die Anlaufsperre aktiv. Die Anlaufsperre wird erst durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset aufgehoben.

Beachten Sie den ersten Gefahrenhinweis unter dieser Tabelle.

S_StartReset = SAFETRUE

Nach dem Start der Sicherheitssteuerung und/oder nach Bausteinaktivierung an Eingang Activate ist keine Anlaufsperre aktiv.

Beachten Sie den zweiten Gefahrenhinweis unter dieser Tabelle.

Das Aufheben der Anlaufsperre durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset kann dazu führen, dass Ausgang S_AOPD_Out sofort auf SAFETRUE steuert (in Abhängigkeit der Zustände an den übrigen Eingängen).

WARNUNG

UNBEABSICHTIGTER BETRIEBSSTART

  • Prüfen Sie, welche Auswirkungen die Aufhebung der Anlaufsperre durch eine positive Signalflanke an Eingang Reset hat.

  • Stellen Sie sicher, dass geeignete Maßnahmen (gemäß zutref­fender Sektornormen) getroffen wurden, um Gefährdungen bei der Aufhebung der Anlaufsperre zu verhindern.

  • Betreten Sie den Betriebsbereich nicht, wenn Sie die Anlaufsperre aufheben.

  • Stellen Sie sicher, dass keine anderen Personen den Betriebsbereich betreten können, wenn die Anlaufsperre aufge­hoben wird.

  • Verwenden Sie geeignete Sicherheitsverriegelungen, wenn eine Gefahr für Personen und/oder Ausrüstung besteht.

Die Nichtbeachtung dieser Anweisungen kann Tod, schwere Körperverletzungen oder Sachschäden zur Folge haben.

WARNUNG

NICHTERFÜLLEN DER SICHERHEITSANFORDERUNGEN

  • Prüfen Sie vor der Inbetriebnahme die Auswirkungen einer deaktiv­ierten Anlaufsperre (S_StartReset = SAFETRUE) auf Ihre Maschine bzw. Ihren Prozess.

  • Beachten Sie die vorgegebenen Richtlinien in relevanten Sektor­normen bezüglich der Anlaufsperre.

  • Stellen Sie sicher, dass an anderer Stelle oder mit anderen Mitteln eine geeignete Anlaufsperre realisiert ist, wenn die Anlaufsperre durch die Einstellung S_StartReset = SAFETRUE deaktiviert ist.

Die Nichtbeachtung dieser Anweisungen kann Tod, schwere Körperverletzungen oder Sachschäden zur Folge haben.