SS1 - Safe Stop 1-Funktion

Allgemeine Funktionsbeschreibung

Die Safe-Stop-1 Funktion führt zu einem schnellen und sicheren Anhalten des Antriebs. Sie steuert den Antrieb und veranlasst diesen eigenständig langsamer zu werden, um schließlich die antriebsinterne und sicherheitsbezogene Safe Torque Off-Funktion (STO) zu aktivieren. Dadurch bleibt der Antrieb frei von Drehmoment und am Motor liegt keine Leistung mehr an. (Im Gegensatz hierzu überwacht die Safe Stop 2-Funktion anstatt von STO schließlich den Stillstand (ähnlich wie die SOS Funktion.).)

Die aktive STO-Funktion führt zu einer nachfolgenden Start-/Wiederanlaufsperre (siehe nachstehenden Abschnitt).

SS1 realisiert einen funktionalen sicherheitsbezogenen Stopp gemäß Stoppkategorie 1 nach EN 60204-1.

SS1 ist die definierte Fallback-Funktion der sicherheitsbezogenen Funktionen SLS1 bis SLS4, SMS, SDIneg und SDIpos.

Überwachung durch das sicherheitsbezogene FB/Sicherheitsmodul

Das Überwachungsverhalten des Funktionsbaustein ist von der Parametrierung des Sicherheits­moduls abhängig:

oWenn die Rampenüberwachung deaktiviert ist, ist die Überwachung passiv, bis das Zeitintervall t2 abgelaufen ist (siehe nachstehende Abbildung und Beschreibung).

oWenn die Rampenüberwachung aktiviert ist, überwacht das Sicherheitsmodul die durch die Verzögerungsrampe vorgegebene Motorverzögerungsrate.

In beiden Fällen stoppt die SS1-Funktion den Motor und initiiert dann die STO-Funktion, um den Antrieb drehmomentfrei zu setzen.

Der Aufruf der sicherheitsbezogenen Funktion tritt zu Beginn des Zeitintervalls t1 auf (S_SS1_Request-Signal im Diagramm auf der linken Seite). t1 wird mit dem Geräteparameter SS1_StartDelayTime[t1] gesetzt.

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Innerhalb des Zeitintervalls t1 empfängt die standardmäßige (nicht sicherheitsbezogene) Steuerung auch den Aufruf aus dem verbundenen Prozess und initiiert die Bewegungssteuer­funktion gemäß der Logik und Antriebsparametrierung wie in der standardmäßigen (nicht sicherheitsbezogenen) Anwendung definiert.

Nachdem t1 abgelaufen ist, wird die Verzögerung des Antriebs ausgeführt. Die maximal zulässige Dauer t dieser Ramp-Down-Phase (Tieflaufphase) wird durch den Geräteparameter SS1_Ramp­MonitoringTime[t2]2] definiert. Am Ende von t2 wird STO aktiviert.

Während t2 kann die Verzögerung durch Setzen des Geräteparameters SS1_RampMonitoring = Activated überwacht werden.

Wenn die Rampenüberwachung deaktiviert ist, wird die Verzögerungskurve nicht überwacht. Während des Intervalls t2 ist sogar eine Beschleunigung zulässig. Bei Ablauf von t2 wird der Stillstand durch Einsatz der STO-Funktion erzwungen.

Wenn die Rampenüberwachung aktiviert ist, wird die Verzögerungskurve überwacht und muss der parametrierten Rampe folgen (wie in der Abbildung gezeigt). Ansonsten wird STO als die definierte Fallback-Funktion aktiviert.

Wenn eine Drehzahl von Null erreicht wird, während t2 noch nicht abgelaufen ist, ist eine definierte Geschwindigkeitstoleranz (Parameter SS1_MinRampVelocity[v2]) der Achse zulässig und wird in Bezug auf v2 überwacht.

Wenn der drehmomentfreie Status des Antriebs durch die korrekte Ausführung der SS-Funktion erreicht worden ist, schaltet der Funktionsbaustein S_SS1_SafetyActive = SAFETRUE (siehe Diagramm). Ansonsten, falls die STO Fallback-Funktion wie oben beschrieben aufgrund eines erkannten Fehlers aktiviert worden ist, wird dies durch S_STO_SafetyActive = SAFETRUE angezeigt.

Fallback-Funktion

Wenn der parametrierte SS1_RampMonitoringTime[t2]-Wert überschritten wird, oder (im Fall einer aktivierten Rampenüberwachung) wenn die parametrierte Verzögerungsrampe nicht wie definiert eingehalten wird, oder wenn die Geschwindigkeitstoleranz (v2 in der Abbildung) überschritten wird, dann wird die STO-Funktion automatisch als Fallback-Funktion ausgeführt.

Applikation

Die SS1-Funktion wird verwendet, wenn eine gesteuerte Verzögerung des Antriebs mit nachfolgendem drehmomentfreien Stillstandzustand erforderlich ist, z.B. nach einem sicherheits­relevanten Ereignis.

SS1 eignet sich, um eine große Schwungradmasse so schnell wie möglich aus hohen Antriebs­drehzahlen anzuhalten oder abzubremsen und zu einem Stillstand zu kommen. Typische Beispiele sind Schleifspindeln, Zentrifugen, Lager- und Regalbediengeräte.